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AutorenbildBobby Pe

Stettiner Haff: Nichts.

Aktualisiert: 22. März 2021

Stolpe auf Usedom ist für mich zu dem Ort geworden, an dem ich meine besten Ideen habe. Aber warum? Der berufliche Alltagsstress, von Termin zu Termin oder von Projekt zu Projekt versetzt uns in einen ständigen Wettkampf mit der Zeit und den Dingen, die wir zu bewältigen haben. Unser Leben verläuft dadurch in Spitzengeschwindigkeit. Wenn ich so höre, wie meine Kollegen ihren Urlaub verbringen, erinnert mich das sehr oft an den Arbeitsalltag. Sie können nicht mehr abschalten.


Als ich neulich durch die Bewertungskommentare von Schloss am Haff stöberte, viel mir eine Bewertung auf: „Schönes Ambiente, sehr ruhig!“ - irgendwie komisch. Ist Ruhe nun ein Vorteil oder ein Nachteil? Diese Frage wird wohl nur der Verfasser beantworten können, denn nur er kann sagen oder schreiben, ob er sich in Stolpe in „aller Ruhe (!)“ erholen konnte oder nur seine täglichen Gewohnheiten des Arbeitsalltages in ein anderes Umfeld zu transferieren gedachte. Manchmal frage ich mich, ob wir mit Ruhe überhaupt noch umgehen können. Nehmen wir Ruhe noch wahr, wenn sie uns begegnet? Empfinden wir die Ruhe noch als Erholung oder stört sie uns?


Ich erinnere mich manchmal daran, wie ich als Kind gedankenverloren auf einem Stein gesessen habe und mit einem langen Stock Figuren in den Sand malte, von denen ich selbst nicht so genau wusste, was sie darstellten. Um mich herum nur der Sonnenschein, langgezogenes pfeifen von den Mauerseglern, die warmen Sonnenstrahlen, eine brummende Hummel auf einer Blüte und sonst nichts. Keine Fragen, ob ich dies oder jenes schon erledigt hätte, kein klingelndes Handy und kein nerviger Stau. In meiner Erinnerung waren das Momente in denen ich mich ganz bei mir gefühlt habe. Wie sehr mir diese Momente fehlen merke ich heute immer wieder. Auch jetzt, wo ich darüber schreibe, sehne ich mir einen solchen Luxus-Moment herbei.


In Stolpe habe ich mir diese Momente zurückgeholt. Hier ist für mich die Ruhe zur Erholung geworden. Morgens weckt mich an diesem Ort nicht der Verkehrslärm einer großen Hauptstraße in der Stadt, sondern das Krähen eines durchaus renitenten Hahnes, der stolz auf seinem Misthaufen auf sich aufmerksam machen will. Der Verkehrslärm reduziert sich auf das blubbernde Motorengeräusch eines einsamen Traktors, der die Dorfstraße entlang poltert. Ich habe das Gefühl, dass in Stolpe die Zeit stehen geblieben ist und alles ein wenig langsamer geht. Der Ort lädt dazu ein sich dieser Langsamkeit anzupassen.


Dieser idyllische Rahmen und die damit verbundene Befreiung vom eigenen Stresskorsett bringt mich dazu, am Naturhafen Stolpe zu sitzen und zwei Stunden auf das Stettiner Haff zu schauen, ohne an etwas zu denken. Wenn dann doch einmal die Frage kommt: „Was hast Du denn gemacht?“ – kann ich nur grinsend antworten: „Nichts!“. Das ist dann Erholung! Meine geistige „Reset-Taste“ heißt Stolpe, denn nur ein freier Kopf findet herausragende Lösungen oder Ideen. Und diesen Anspruch habe ich an mich. Ich freue mich auf den Hahn, auf die Schwalben, auf die Hummeln, auf die Blüten und auf den Blick am Naturhafen Stolpe auf das glitzernde Stettiner Haff. Wenn meine Kollegen mich dann fragen, was ich im Urlaub gemacht habe, werde ich nicht ohne Stolz antworten: „Nichts“.



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Stolpe auf Usedom





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